Morgens geht es früh aus dem Bett. Um 5:30 klingelt unser Wecker, schnell ziehen wir uns an und bei minus 10 Grad stapfen wir die paar Meter zum Bahnhofshaus durch den frisch gefallenen Schnee. Uns steht die Fahrt nach Suzuka bevor, wo wir Tim besuchen wollen, der sein Praktikumsplatz doch noch bekommen hat und der eigentliche Grund unserer Japanreise ist. Wäre er nicht hier, hätten wir unsere Reise in Vietnam beendet. Am späten Nachmittag kommen wir in Nagoya an, nur noch eine Zugfahrt mit der local line trennt uns von Kawarada und Tim. Nicht sicher, welchen wir Zug wir nehmen sollen (die App verrät das nicht genau), fragen wir eine Bahnhofsangestellten, welcher uns entschlossen zu einem Zug schickt. Um uns doppelt abzusichern, fragen wir dort angekommen noch einen Angestellten. Dieser schüttelt leicht entnervt den Kopf und bedeutet uns ein Gleis weiterzugehen. Kurz vor dem Abfahren aber mit noch geöffneten Türen springen wir hinein und ich frage die 20 uns anstarrenden Augenpaare (wir sind mit unserem Gepäck schon ein beeindruckender Anblick) „Kawarada?“-Keine Reaktion. Also noch einmal: „Kawarada?“. Ein paar Leute fangen an verlegen zu lachen, andere schauen betreten zu Boden. Also entscheiden wir uns unser Glück zu testen-erfolgreich. Kurz darauf kann ein Schuljunge Ilija per Handyübersetzer bestätigen, dass wir uns im Zug Richtung Kawarada befinden.
Dort angekommen brauchen wir erstmal einen öffentlichen Wlan Hotspot, um Tim zu erreichen. Sim Karten haben wir uns für Japan nicht geleistet. Nachdem uns ein andere Schuljunge per „straighto“ und „righto“ den Weg zu Seven Eleven gewiesen hat, erreichen wir Tim dennoch nicht. (Japaner sprechen, wenn sie überhaupt Englisch sprechen, meist ein japanisch ausgesprochenes Englisch. Um ehrlich zu sein, ist Japan das am schlechten Englisch sprechende Land unserer Reise. Selbst der Durchschnittskambodschaner hat ein besseres Englisch gesprochen!). Dies liegt daran, dass Tim jeden Tag bis frühestens um sechs Uhr in der Firma arbeiten muss. Wie wir später lernen muss er dabei sein Handy zu liegen lassen, um keine Firmengeheimnisse preisgeben zu können (Produktion von Autoprototypen). Zum Glück muss er an diesem Tag keine Überstunden machen und kommt uns ein einhalb Stunden später bei Seven Eleven abholen.
Die nächsten Tage bis zum Wochenende verlaufen recht unereignislos. Ilija und ich hängen in Tims Wohnung rum, abends stößt er nach dem Arbeiten zu uns. Unterbrochen wird dies nur durch regelmäßiges Einkaufen und Skatepausen. Kochen können wir in Tims Appartement nicht, da die Küche wirklich unvorstellbar klein ist. So gibt es meistens Bentos (vorgekochte Reis-Fleisch Gerichte) zu Essen. Obwohl wir so wenig unternehmen, ist es trotzdem sehr schön einen ersten Freund aus Deutschland wieder zu treffen.
Am Wochenende unternehmen wir gemeinsam mit Tim zwei Ausflüge. Samstag fahren wir in einen Outletpark. Dort wird das ständige Essen eigentlich nur vom gelegentlichem Auswählen der skurrilsten Kleidungsstücke und anschließendem Posen unterbrochen. Vollgegessen geht es abends in ein Onsen (japanisches Wellnessbad). In einem Vorraum zieht man sich komplett aus – Onsen sind nach Frauen und Männern getrennt. Dann gelangt in einen großen Waschraum. Dort wäscht man sich auf einem kleinen Holzhocker sitzend ab. Anschließend gelangt man in das eigentlich Onsen. Es gibt einen Innen- und Außenbereich, wo es jeweils verschieden Wasserbecken mit unterschiedlich warmen Wasser gibt. In den schön angelegten Steinbecken liegt man dann entspannt herum, bis der Kreislauf schwach wird oder man weiterziehen möchte. Ilija und ich sind die einzigen Ausländer. Ohne Tims japanisch Kenntnisse hätten wir uns hier definitiv nicht zurecht gefunden. Abends gehen wir noch in der nahegelegenen Stadt, deren Namen ich vergessen habe, essen und trinken ein paar Highballs (Whiskey-nicht unbedingt meins, aber der Limetten Highball war ganz gut).
Am nächsten Tag fahren wir mit Tim nach Nagoya. Dort laufen wir den ganzen Tag durch die Stadt. Highlight des Tages ist, dass Tim sich ein Skateboard kauft (wir sind auf seinen Fortschritt bis September 2019 gespannt!).
Da wir in Tokio einen USB Stick benötigen und wir vergessen haben einen zu kaufen, muss ich am Morgen unserer Weiterreise nach Tokio mit dem Fahrrad zum 4 Kilometer entfernten Elektronikmarkt fahren. Klingt einfach, ist eigentlich auch relativ simpel. Problematisch ist nur, dass Tim dies vergessen hat und morgens mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren ist. Als ich vor die Tür trete sehe ich also nur ein total fertiges, altes und nicht abgesperrtes Rad. Ein wenig wundert es mich schon, wie die Firma Tim so ein schlechtes Fahrrad stellen kann. Gefühlt kann man nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren. Schließlich komme ich total verschwitzt eine halbe Stunde vor dem Laden an, nur um Festzustellen, dass der Laden erst in einer halben Stunde aufmacht. Das Ganze macht unseren Zeitplan ein wenig zu Nichte (aber nur ein kleines bisschen). Sobald der Laden öffnet, stürme ich herein und düse (abermals höchstens mit Schrittgeschwindigkeit) wieder zu Tim. Dass ich stehen gelassenes Fahrrad und nicht Tims Fahrrad benutzt habe, stellt sich im späteren Gespräch heraus… Den Zug bekommen wir trotzdem noch entspannt-wir packen einfach doppelt so schnell, um den Zeitplan noch aufzuholen.
Weiter geht es nach Tokio, dem letzten Stop unserer Reise!
diese kleine Leckerei (Corn Dog-nicht wirklich lecker) haben wir uns während des Wartens auf Tim gegönntSuper-Kappen unser riesen Eis im Outlet